Der Berliner Liebeskunst-Netzwerk-Newsletter hatte meine Kollegin Mara Stadick und mich gebeten, die Fragen seiner Leserinnen zum Thema Orgasmus zu beantworten.
Hier findest du eine Frage aus der Aktion „Leserinnen Fragen – Orgasmuscoachinnen antworten“. Die anderen Fragen und Antworten sind auf unserer Orgasmic Woman Seite: Orgasmic Woman ist unser Herzensprojekt, indem wir Menschen mit Vagina unterstützen möchten, ihr orgasmisches Erleben zu erweitern, nicht nur sexuell, sondern in allen Lebensbereichen.
Frage zu Orgasmen ohne Missbrauchsgedanken:
Liebe Mara, liebe Vivien,
ich kann nur klitorale Orgasmen haben (allein und mit Vibrator). Und auch das nur beim Denken an Missbrauch.
Was kann ich tun, um auch mit schönen Gedanken oder mit einem anderen Menschen Orgasmen zu haben?
Unsere Antwort darauf:
Liebe Unbekannte,
wir verstehen deinen Wunsch sehr gut, dass du gerne mit schönen Gedanken oder anderen Menschen Orgasmen haben möchtest. Als ersten Schritt dahin würden wir dir allerdings empfehlen, dass du versuchst ganz ohne Gedanken und ohne andere Menschen, sondern nur mit der Konzentration ganz auf dich selbst in Erregung und Lust zu kommen.
Das wird dir natürlich nicht von heute auf morgen gelingen. Denn wenn du bisher dieses bestimmte Erregungsmuster hattest (Missbrauchsphantasie und klitorale Stimulation durch Vibrator) wird erstmal nicht viel passieren, wenn du das einfach weglässt oder etwas Neues versuchst. Um Erregungsmuster zu verändern, ist es wichtig das bisherige Muster beizubehalten und damit zu spielen, während man gleichzeitig etwas Neues ausprobiert.
Zum Thema Missbrauchs-Phantasien: Diese Phantasien haben sehr viele Frauen. Und wir denken, dass es wichtig ist, diese für sich grundsätzlich anzunehmen und zu erlauben. Es ist ja erstmal nur eine Phantasie, die eine Sehnsucht ausdrückt, was nicht heißt, dass das in der Realität umgesetzt werden möchte. Vivian Dittmar erklärt sie in ihrem Buch „Sacred Sex“ mit der „tabuisierten Sehnsucht nach Hingabe, die sich auch oft in einer verqueren Form äußert – etwa in Vergewaltigungsfantasien oder dem Verlangen, gedemütigt zu werden“ In solchen Phantasien verarbeiten wir oft Kindheitserfahrungen oder ein kollektives Erbe. Mit unseren Klientinnen schauen wir uns diese erstmal an, bevor wir in die Körperarbeit gehen. Denn solche Muster lassen sich oft erst dann verändern, wenn man sich bewusst wird, was man davon hat.
Zum Vibrator: Wenn dein Körper gelernt hat über die Stimulation durch einen Vibrator zum Orgasmus zu kommen, werden dadurch die Vibrationsrezeptoren gestärkt, nicht aber die generelle Sensibilität der Vulva. Das heißt, es wird dann schwierig auf andere Art als über diese Vibration in Erregung und zum Orgasmus zu kommen. Das kannst du aber wieder neu üben, indem du den Vibrator gezielt und bewusst einsetzt, und daneben neue Arten der Selbststimulation ausprobierst, zum Beispiel über Berührung, Bewegung, Atmung und Stimme.
Ein anderes Sextoy wie der Pulsator, mit dem wir auch in unseren Forschungsgruppen arbeiten – eine Art Vibrator, der stößt statt vibriert – könnte dir dabei auch sehr von Nutzen sein. Denn erstens kannst du mit ihm in die Hingabe gehen, weil das ein Toy ist, das sich selbst hält, wofür du also deine Hände nicht brauchst, und dich dabei ganz entspannen kannst. Zweitens kannst du mit ihm eine neue Art der Stimulation einführen, nämlich die Stimulation deiner Vagina und kannst dabei gleichzeitig mit dem Vibrator spielen.
Wenn es dir dann mit der Zeit in der Selbstliebe gelingt mit der Aufmerksamkeit immer mehr bei dir, in deinem Körper zu sein und diesen gleichzeitig neu zu sensibilisieren, dann wird es dir auch leichter fallen mit anderen Menschen in die Erregung zu gehen und Orgasmen zu erleben.
Liebe Grüße, Mara + Vivien
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